Das Ding mit den Zähnen II
Gepostet am 21. März 2014 • 4 Minuten • 735 Wörter
Die Vorgeschichte kann man hier nachlesen.
Ich habe durch den Umzugsstress und den Studienbeginn die ganze Zahngeschichte auf die lange Bank geschoben, mit der leisen Hoffnung, dass sich mein Kieferknochen von selbst etwas erholt. Leider tat er das nicht. Die Prothese hingegen hat sich im Alltag bewährt, sie ist pflegeleicht, hält gut und es fällt wirklich niemanden auf, dass man sie trägt. Nach einer kurzen Eingewöhnungsphase hatte ich auf jeden Fall keinerlei Probleme mit meiner Prothese.
Im Januar habe ich dann ein 3D Röntgenaufnahme von meinem Kiefer machen lassen. Dort wurde dann das ganze Ausmaß des Schadens der Zyste sichtbar. Es war in der Front eine dünne Knochenwand erhalten geblieben, die meinen Knochen gar nicht so schlimm auf normalen Röntgenbildern aussehen lies. Dahinter fehlte der Knochen aber völlig, und zwar bis zum Nasenboden. Dort war wirklich gar nichts.
Auch der Kieferchirurg unterschätzte die Lage etwas, als er bei mir die Knochentransplantation machte.
Zur Knochentransplantation, diese lief bei mir mit einer örtlichen Betäubung ab. Es gab am Anfang ein paar unangenehme Betäubungsspritzen in den Kiefer. Spritzen in den Rachen sind eine schmerzhafte Angelegenheit. Anschließend musste ich etwas länger warten, bevor es in den OP ging. Dort wurde ich auf einen OP Liegestuhl gesetzt und bekam eine grüne Decke mit Loch für meinen Mund über mich gestülpt. Durch die Verzögerung lies die Betäubung bereits wieder nach als die OP startete. Ich wurde deshalb direkt noch mal nach betäubt. Anschließend fing er an meinen Oberkiefer an der Stelle aufzuschneiden, an der der Knochen aufgebaut werden sollte. Dort stellte der Chirurg dann fest, dass dort wirklich viel Knochen fehlte, und fragte seine Assistentin „Können sie hier sehen, warum ein Knochenaufbau notwendig ist?“ Die Assistentin antworte ohne drüber nachdenken zu müssen mit einem „Oh Jaa!“. Dann schnitt er glaube ich noch etwas herum bevor er mit einer Art Schleifgerät an den Knochen ging. Das Schleifgerät konnte ich durch den kompletten Körper spüren. Dann kamen zwischendurch so Bemerkungen wie „Oh, das hat man jetzt ja nicht auf dem Röntgenbild sehen können, nicht mal auf dem guten 3D Bild“. Anschließend werkelte er weiter daran herum und piekte mir ein paar mal in die Nase. Als ich ihm das klar machte, versuchte er die Stelle zu betäuben, was nicht richtig funktionierte, womit er mich mit einem „da müssen sie jetzt durch“ vertröstete. Nachdem er die Stelle im Kiefer vorbereitet hatte, war ich schon schweißgebadet und mein ganzer Körper war zittrig und verkrampft und mein Mund war ein dumpfes schmerzendes Etwas. Dann holte er sich Unterkieferknochen hinter den Backenzähnen heraus (Der vorherige Kieferchirurg wollte mir Knochen aus dem Becken schneiden. Dafür sah dieser Kieferchirurg keine Notwendigkeit), dabei schnitt er sich von innen an den Knochen. Anschließend folgte ein Bohrer, der Geruch von verbrannten Knochen und schließlich eine Säge, die so laut war, dass ich angst hatte durch den schrillen Ton taub zu werden. Nachdem er sich ein Rechteck aus meinen Knochen herausgesägt hatte, bohrte er noch ein bisschen Knochen Füllmaterial, heraus bevor er die Stelle wieder zunähte. Blut klebte zu dem Zeitpunkt sowohl an der Brille des Chirurgen als aus an der OP Lampe und ich glaube auch dem restlichen Kram, der sich in der Nähe meines Mundes befand. Dann wies ich ihn darauf hin, dass meine Lippe wieder anfing zu schmerzen. In seinen Eifer schob er die nächste Narkosespritze noch etwas auf und begann den neu gewonnenen Knochen an meinem Oberkiefer zu montieren. Weiter Maschinengeräusche folgten und ich wäre am liebsten gestorben. Zum Schluss schraubte er direkt in den montierten Knochen die Gewinde für die beiden Implantate. Anschließend nähte er das Ganze noch zu und ich konnte schon langsam wieder die Nadelstiche spüren. Zum Schluss bekam ich dann noch eine Narkosespritze in die Lippe. Danach sagte der Chirurg noch zu mir, dass er so einen Fall lange nicht mehr hatte und das diese OP ziemlich kompliziert gewesen sei, er sie allerdings auch ziemlich gut gelöst hätte. Ich wurde nach kurzer Atempause auf eine Liege verfrachtet und musste dort 1,5h liegen, damit der implantierte Knochen sich erholen konnte.
Die Tage danach schmerzte mein angebohrter Unterkieferknochen, meine Wange schwoll stark an und ich musste am Anfang oft zum Chirurgen zur Kontrolle. Inzwischen scheint der Knochen aber gut zu heilen und mein Mund befindet sich auf dem Weg der Besserung. Da das Ganze in einem statt zwei Eingriffen erledigt wurde, werde ich für den Knochenaufbau und Implantatssockel wohl etwa 2500€ zahlen müssen, was verhältnismäßig günstig ist.