Der unangenehme Teil
Gepostet am 05. Mai 2013 • 3 Minuten • 565 Wörter
Ich bin vegan. Die meiste Zeit bin ich es gerne. Ich finde es nicht, dass es besonders schwer ist, sich zu Hause vegan zu ernähren. Auch, dass ich nicht in der Kantine auf der Arbeit essen kann, ist für mich kein Problem.
Theoretisch wäre nicht mal Restaurants ein Problem. Ich kann inzwischen ganz gut damit leben, einfach mal auf das Essen zu verzichten, um weniger Umstände zu erzeugen. Leider ist es meistens nicht so einfach und ich muss meine extra Wünsche äußern. Erklären, warum ich dieses und jenes nicht essen. Spätestens bei Honig fehlt mir eine gute Argumentation.
Früher bin ich auf viele mit beiden Armen winkend zugelaufen „Hey guck mal, ich bin vegan“. Inzwischen verstecke ich es immer mehr, um mich nicht immer wieder mit immer den gleichen Fragen zu begegnen und das Unverständnis der anderen spüren zu müssen. Die meisten Menschen, mit denen ich geredet habe sind zwar schon verständnisvoll, trotzdem habe ich oft einen Nachgeschmack nach solchen Diskussionen. Dieser Nachgeschmack wiedermal unangenehm aufgefallen zu sein.
Dann gibt es auch noch diese spezielle Sorte Mensch, die es genau wissen will und mit Gewalt versucht die Schwachstelle im Glauben zu finden. Sie will „gewinnen“ und mich „bluten“ sehen. Es kommt zu den absurdesten Diskussionen. Manchmal sind die Personen, die von vornherein sagen, dass Fleisch eh das Beste auf der Welt ist, die umgänglichsten Menschen. Man lächelt freundlich, sagt nichts weiter dazu und hat seine Ruhe.
Dazu kommt dieser vernichtende Perfektionismus. Das kann will ich nicht essen, weil da ein Hauch von Milch enthalten ist. Das könnte theoretisch nicht vegan sein, aber es steht nichts drauf, also auf gut Glück essen oder sicherheitshalber verzichten? Je genauer man es nimmt, desto anstrengender und unmöglicher wird es, gelegentlich muss man beide Augen zudrücken, um durchzukommen und anschließende Gewissensbisse ignorieren.
„Und wie stehst du zu Tierversuchen für Medikamente?“ – in einer Dokumentation (Penn &Teller Bullshit! – P.E.T.A.) habe ich vor kurzem lernen müssen, dass es ohne Tierversuche viele heute alltägliche Medikamente nicht geben würde. Medikamente die vielen das Leben retten. Ich würde gerne Tieren die gleichen (Grund-) Rechte wie Menschen geben, doch das geht nicht. Man kann wilde (möglicherweise aggressive) Hunde nicht auf den Straßen lassen. Tiere können keine Verantwortung für ihre Taten nehmen, die sie aufgrund ihnen gewährter Rechte begehen. Tiere sollten trotzdem nicht in riesigen Farmen ausgenutzt werden, genauso falsch ist es aber auch sie einfach freizulassen. Trotzdem kann ich das Leben eines Tieres nicht mit dem eines Menschen gleichsetzen.
Es gibt außerdem auch noch einige Menschen, die nicht mal so etwas wie Menschenrechte haben und ich würde lügen, würde ich behaupten, dass ich genau weiß, unter welchen Bedingungen die meisten meiner Klamotten oder Elektrogeräte produziert würden. So oder so aber ein sehr schwieriges Thema für mich, über welches ich auch lange bloggen könnte.
Und da alle Veganer gleich sind und es nur ganz oder gar nicht gibt, muss ich mich für Verhalten und Meinungen anderer rechtfertigen oder bin inkonsequent, was bedeutet, dass es eh total sinnlos ist und ich versuche nur noch irgendwie dem Gespräch auszuweichen.
Zu Recht wird mir das von einigen Personen vorgehalten. Das Problem ist aber hierbei, dass sich diese Personen es oft nicht besser machen oder sich einen Dreck darum scheren. Es geht ihnen nur darum, meinen Glauben anzugreifen.
EDIT: Dumme Sprüche über Veganer im Alltag sind für mich inzwischen so alltäglich, dass ich sie hier gar nicht mehr erwähne. Sowas…