Kuhjunge | Mit Kuh Berta & Co.
Digitale Unabhängigkeit
20. März 2025

Digitale Unabhängigkeit

Gepostet am 20. März 2025  •  4 Minuten  •  744 Wörter

Ich bin in letzter Zeit auf Kriegsfuß mit "Big Tech" und der Werbeindustrie für das was sie dem Internet antun. Produkte werden nicht mehr für mich gebaut, sondern nur, um den letzten bisschen Gewinn aus mir rauszuquetschen. Apps fühlen sich beim Nutzen eher feindlich an, weil sie dir an jeder Ecke irgendwas verkaufen oder von dir Daten abgreifen müssen. Popup hier, Newsletter da. Alles ist aufmerksamkeitsgetrieben und so gebaut, dich irgendwie abhängig zu machen mit Dark Pattern und "Growth Hacks", also Mechanismen die absichtlich so designed sind, die Schwächen der menschlichen Psyche auszunutzen und sie gegen sie einzusetzen um ihnen Krempel zu verkaufen. Dieses Spiel möchte ich nicht mehr mitspielen. Dazu kommt die politische Situation in der USA, die mich da auch an der Sicherheit meiner Daten zweifeln lässt.

Mit Linux habe ich schon lange experimentiert und Stück für Stück bin ich zu Open Source Software gewechselt. Meine Linux Experimente habe ich bisher aber meist nach wenigen Wochen abgebrochen, weil primär Gaming ein Problem war. Mit dem Steam Deck habe ich den Umstieg weiter getestet, allerdings lief der Nvidia Grafikkarten Treiber von meinem "großen" Rechner lange nicht gut auf Linux. Das änderte sich im Sommer letzten Jahres.

Dazu kam noch der Vertrauensverlust durch das CoPilot Drama bei Microsoft und die generelle Angst vor noch mehr Werbung bei Windows.

Seit Oktober bin ich mit der Linux Distribution Bazzite mit KDE Oberfläche unterwegs. Ich hatte noch einige Probleme mit Startzeiten, falsch eingebundenen NTFS Festplatten und ein paar anderen Kleinigkeiten. Inzwischen habe ich aber hier alle wesentlichen Probleme ausmerzen können. Trotzdem kommt LibreOffice einfach nicht an Microsoft Office heran. Auch hier und da ist immer mal wieder etwas unbequemer als unter Windows. Das neue GTA Online Update bsp. werde ich wohl nicht spielen können mit Linux. Auch ist meine Nvidia Grafikkarte (momentan) unter Linux nicht so performant wie unter Windows.

Nachdem Google mein Vertrauen schon mehrfach mit abgeschalteten Diensten betrogen hatte (Google Reader, Google Music, Google+, Google Photos), bin ich schon seit geraumer Zeit dabei gewesen meine IT-Infrastruktur weg von Google zu migrieren. Ich betreibe seit Jahren eine eigene Nextcloud mit Musik, Dokumenten & Bildern auf meinem Intel NUC zu Hause. Dazu bin ich im Studium irgendwann zu Posteo als Mail Anbieter gewechselt. Jetzt habe ich auch meine Kontakte nach Posteo und meinen Kalender und die Notiz App in die Nextcloud migriert.

Facebook und Instagram habe ich einfach gelöscht. Mein Netzwerk war dort eher überschaubar und der Hauptgrund gegen das Löschen war einfach die theoretische Kontaktmöglichkeit für Personen von Früher. Vermutlich war das auch nur FOMO auf meiner Seite. Deshalb habe ich mich überwunden und die Accounts sind jetzt gelöscht. Twitter hatte ich schon mit Elons Aufstieg durch Mastodon ersetzt und gelöscht. Meinen RSS-Feed Reader habe ich auch von Feedly in die Nextcloud migriert und meine Google Mail Adresse mustere ich auch langsam aus.

Bisher bin ich Firefox Nutzer mit UBlock Origin Werbeblocker, aber auch dort verliere ich gerade das Vertrauen, da Firefox sich immer mehr in Richtung ungewollte Werbung bewegt. Ich gucke mir gerade ein paar Softforks an, aber diese steuern nichts zur Firefox Entwicklung bei und sind daher vermutlich nur kurzfristige Lösungen. Ich werde hier wohl einfach weiter abwarten wie sich die Situation entwickelt.

Es gibt aber auch noch einige Punkte, bei denen ich nicht so schnell von "Big Tech" loskomme. Da wäre einmal YouTube, dazu das Android Ökosystem mit dem Play Store und Google Pay. Auch das Abgewöhnen der Google Suche fällt mir noch schwer. WhatsApp habe ich nur teilweise durch Signal ersetzt, da mein Freundeskreis da nicht mehr hergibt. Genauso ist es noch viel zu bequem bei Amazon einzukaufen und mit PayPal zu bezahlen. Für PC Gaming komme ich auch nicht um Steam herum, auch wenn Steam momentan zu den "guten" großen Firmen zählt und mir Gaming auf Linux erst ermöglicht hat.

Dazu findet diese Umstellung bei mir nur im Privaten statt. Arbeitsseitig bin ich weiter an Windows gebunden.

Das Umstellen macht mir natürlich auch Spaß. Neue Programme sind irgendwo auch aufregend. Ich lerne auch so mehr über die Tools, die ich jeden Tag nutze und weiß sie mehr wertzuschätzen. Natürlich bin ich auch privilegiert, weil ich einfach so eine Nextcloud Instanz auf eigener Hardware selbst hosten kann.

Ich habe zwar so ein bisschen Angst, dass ich hier immer mehr zum schrägen Internetverweigerer Onkel mutiere, aber wenn die im Internet keine Produkte bauen, um mein Leben besser zu machen, dann sollte ich vielleicht auch einfach weniger Zeit im Internet verbringen. Das ist auch gut für die mentale Gesundheit habe ich mir sagen lassen.

Social Media

Ich bin auf Social Media eher lesend unterwegs, folgen kann man mir trotzdem.