Keine Ponys – Miezen!
Gepostet am 08. Oktober 2012 • 4 Minuten • 647 Wörter
Ich bin auf einer Mittelalter Party, irgendwo in Hamburg. Es ist laut, viele fremde Menschen, man kann sich nicht in normaler Lautstärke unterhalten, irgendwo in irgendeinem großen halbhellen Raum ohne Fenster. Vermutlich läuft das so in jeder Disco ab.
Wenigstens sollte ich da kaum „aus Versehen“ Personen aus meinem Umfeld treffen, abgesehen von meinen Freunden, von denen ich eingeladen wurde. Ich tanze nicht – vielleicht könnte ich es ja, vielleicht würde mich dabei niemand beachten – die Angst, dass es einer der größten Katastrophen in meinem Leben werden könnte ist aber größer, aber ich kann hier niemanden erzählen, dass ich bestimmt ein paar Therapiestunden brauche um mich auch eine Tanzfläche zu trauen, zu groß ist das Trauma aus dem Sportunterricht in Zeiten, als mein Freundeskreis an einer Hand abzuzählen war.
Das ich an diesen Ort verkehrt bin muss doch offensichtlich sein, oder?
Im Laufe des Abends, ich bin zu geizig, um mir mehr als ein Bier zu kaufen und deshalb relativ verklemmt, kriege ich dann doch noch ein paar Gespräche auf die Reihe. Die laute Musik macht es einen nicht einfach und ich empfinde es alles andere als gemütlich, aber so schlafe ich wenigstens nicht ein. Bei einem hübschen Mädchen, bei dem ich mich selbst als absolut chancenlos sehe, spreche ich das Thema Ponys an, diese war Informatikerin und deshalb mit dem Thema vertraut, außerdem war sie eine Person, die so gar nicht auf „süßen Kram“ wie Ponys usw. steht. Das Gespräch endete relativ schnell nach dieser Thematik.
Ein Freund hat mitgehört, zog mich danach an sich heran und sagte zu mir „Keine Ponys – Miezen!“
Er mag auch keine Ponys, vielleicht hasst er sie durch mich auch ein wenig. egal. Ich hatte mich eine Weile davor bei ihm darüber ausgeweint, dass ich noch Single bin. Über das „Warum bist du Single“ könnte ich einen 20.000 Wörter Blogeintrag schreiben, in dem ich mich selbst bemitleide. Der Grund ist offensichtlich, kein Selbstbewusstsein gegenüber des anderen Geschlechtes, nicht Massenkompatibel und kein Glück gehabt.
Mein Kumpel wollte mir mit dieser Aussage vermutlich nur sagen, dass meine Chancen bei den Frauen steigen würden, wenn ich mich nicht mehr mit dem Ponys beschäftigen würde. Vermutlich würde ich dadurch ein wenig weniger seltsam erscheinen. Möglich wäre das bestimmt.
Aber wer wäre ich, wenn ich es täte?
Wenn ich die Serie „My little Pony“ nicht gucken würde, weil 90% meines Umfeldes meinen, diese Serie wäre für Mädchen
Wenn ich kein Veganer geworden wäre, nur weil es 90% meines Umfeldes es Unsinnig finden auf Fleisch zu verzichten?
Wenn ich keine Kuh groß gezogen hätte, weil irgendwer meint, dass man mit Kühen nicht spazieren gehen kann?
Wenn ich keinen Metal gehört hätte, weil meine Mutter es nur für lautes böses Geschreie gehalten hat?
Wenn ich auf irgendwas verzichten würde, was mir Spaß macht, nur weil es die Mehrheit in meinem Umfeld für Unsinnig hält?
Ich denke, dann wäre ich nicht ich.
Lieber bin ich bis an mein Lebensende Single, als nicht ich selbst zu sein. Deswegen werde ich auch weiter „Miezen“ von Ponys erzählen. „My little Pony“ ist inzwischen ein Teil von mir geworden und würde ich es verheimlichen nur um bessere Aussicht bei Frauen zu haben, dann würde ich mich nur selbst damit belügen und das möchte ich nicht.
Man kann jetzt über „Ponys = Keine Freundin = viel Freizeit = Langeweile = Ponys“ diskutieren und ich habe mir mit diesem Artikel wahrscheinlich deutlich mehr Zeit für dieses Thema genommen als die Person, die das zu mir sagte (Ich bin mir nicht einmal sicher, ob sie sich überhaupt noch daran erinnert) aber ich musste das jetzt einfach los werden.
(Ich habe lange überlegt, ob ich diesen Artikel veröffentlichen soll, da er viel private Informationen über mich enthält. Letztendlich habe ich mich doch dafür entschieden. Es gibt aber keine Garantie, dass ich es mir noch einmal anders überlege und den Artikel wieder privat schalte.)