Schweden 2023
Gepostet am 21. August 2023 • 18 Minuten • 3717 Wörter
Am Samstag den ersten Juli startete unsere Hochzeitsreise nach Schweden. Natürlich fuhren wir dort mit unserem selbst ausgebauten Camper hin. Wir fuhren von Helsingborg, über den Inlandsvägen an Göteborg, Håverud und Mora vorbei zu den Holzpferdchenherstellern (Dalahäst/Dalapferd) in Nusnäs. Das nächste Highlight war das Nationalmuseum Jamtli in Östersund. Bei Vilhelmina fuhren wir auf das Hauptziel unserer Reise, den „Vildmarksvägen“. Das ist die höchstgelegene Asphaltstraße Schwedens, die mitten durch die Natur führt. Hier machten wir viele Stopps bei kleineren Sehenswürdigkeiten, Wasserfällen und Wandergelegenheiten. Die Kirchensiedlung Fatmomakke auf dem Vildmarksvägen war unser nördlichster Stopp, bevor wir wieder Richtung Süden fuhren. Wir fuhren dort auch durch die kahle Hochebene bei Klimpfjäll. Ab Östersund ging es fast die gleiche Strecke zurück. Wir haben zwischendurch wilde Rentiere gesehen und wurden bei einigen Wanderungen durch Nationalparks ziemlich von Mücken und Bremsen zerstochen. Das Wetter war etwas durchwachsen, aber wir haben das Beste draus gemacht. Insgesamt waren wir 2,5 Wochen unterwegs.
Und nun folgt ein detaillierteres Reisetagebuch:
Anreise, Håverud, Vänern See, Hovfjället Naturschutzgebiet
Wir starteten am Nachmittag und fuhren erst mit der Fähre von Puttgarden nach Rødby in Dänemark und mit einer zweiten Fähre vom dänischen Helsingør aus nach Helsingborg. So kamen wir am späten Abend in Schweden an. Glücklicherweise haben die Läden in Schweden im Sommer oft längere Öffnungszeiten und wir konnten noch am ersten Tag im ICA Maxi ein paar vegane Punschrullar und Kanelbullar kaufen. Wir fanden sogar einen veganen Aufstrich, der nach Garnele schmeckte und über den wir uns noch ein paar Tage beim Frühstück freuten. Unsere erste Nacht verbrachten wir in Ängelholm auf dem Parkplatz eines Eisenbahnmuseums. Dort gab es auch einen interessanten Holzbohlenweg durch einen kleinen Wald.
Am nächsten Tag ging es weiter. Wir fuhren an Göteborg vorbei nach Håverud. Dort schauten wir uns das „Håverud Aquädukt“ an. Diese Schleuse bestand aus vielen kleinen Schleusen und einem kleinen Kanal, durch den man zwischen den Seen wechseln konnten. Wir schauten dort fast eine Stunde einer Yacht dabei zu, wie sie von Schleuse zu Schleuse fuhr. Das Wetter war leider bis hier hin recht unbeständig und auf Sonnenschein folgten immer mal wieder ein paar Regentropfen, gepaart mit kaltem Wind. Die Nacht verbrachten wir auf einem Campingplatz in der Nähe. Es gewitterte in der Nacht nochmal gewaltig auf dem Platz. Am nächsten Tag fuhren wir zum Yttre Bodane Nationalpark, um dort zu wandern. Auf dem Weg dorthin fragten wir uns aufgrund der schlechten Straßenverhältnisse ein paar Mal ob wir jetzt auch wirklich richtig fahren. Aber wir kamen schließlich auf einem geräumigen Sandparkplatz an und wanderten schließlich durch einen schönen Wald der direkt am Vänern See gelegen war.
Der Wald selbst war sehr moosig und sehr felsig. Es gab auch einige Stege, die über Wasserabschnitte des Parks führten. Constanze probierte auch die Waldblaubeeren, aber musste leider feststellen, dass diese noch sehr sauer waren. Es war während der Wanderung zwar bewölkt, aber es blieb immerhin trocken. Am späten Nachmittag steuerten wir dann einen Campingplatz in der Nähe des Hovfjället an. Die Betreiber waren ehemalige Deutsche und sehr nett. Insgesamt war der ganze Platz von „Camping 45“ wirklich schön.
Dort gingen wir am darauffolgenden Tag wandern. Das Hovfjället Naturschutzgebiet lag neben einer großen Skianlage und es gab einen großen Parkplatz auf den wir uns stellten. Danach wanderten wir auf dem Råkullsrundan Pfad entlang. Dieser war 8km lang und führte uns erst über ein waldiges Plateau und dann in einen dunklen recht moosigen Wald. Zum Ende hin wurde die Fläche immer nasser und es gab einige Bohlenwege auf dem Pfad. Auf einem dieser Bohlenwege rutschte Constanze weg und landete unsanft auf ihrem Hinterteil. Zum Glück hatte sie sich dabei nichts getan und wir konnten unsere Wanderung recht schnell fortsetzen. Es gab auch einige Wegabschnitte in der man die Steigung der Strecke doch bemerkte, besonders weil man die meiste Zeit auf diesen waldigen, weichen Boden lief, der entweder mit Wurzeln übersät war oder bei jedem Schritt nachgab. Der ganze Wald war auch nass, obwohl es während der Wanderung nur hin und wieder etwas tröpfelte, was dazu führte, dass meine Wanderschuhe am Ende ziemlich durchnässt waren. Constanzes Schuhe hielten da deutlich besser durch, denn die waren am Ende der Tour noch trocken. Da wir nach der Wanderung ziemlich geschafft waren, steuerten wir den gleichen Campingplatz in der Nähe nochmal an.
Holzpferdchenhersteller (Dalahäst/Dalapferd), Hamra Nationalpark
Auch am nächsten Tag folgten wir den Inlandsvägen weiter Richtung Norden. Unser erstes Ziel waren zwei schwedische Holzpferdchenhersteller in Nusnäs. Dort konnte man den Handwerkern zuschauen, wie sie diese traditionellen Pferde (Dalahäst/Dalapferde) in Handarbeit zuschnitten, schliffen und bemalten. Anschließend kauften wir uns in einem der beiden Shops ein paar Souvenirs. Danach fuhren wir ein Stück zurück nach Mora und fanden dort mit der Happy Cow App eine Pizzeria mit veganen Optionen. Wir spazierten durch Mora und schauten uns die Kirche kurz an. In der Innenstadt kauften wir uns ein paar Postkarten, bevor wir das riesige Holzpferd in einem Park in Mora bestaunten. Dort gab es auch noch eine alte Lok, um die wir liefen, bevor wir vor dem Regen zurück in unser Auto flüchteten.
Unsere nächste Station war der Hamra Nationalpark. Kurz vor dem Nationalpark fiel uns noch eine recht frische Waldbrandfläche auf. Im Park angekommen wanderten wir 3km über einen nigelnagelneuen Holzplankenweg und einen gut ausgetretenen Waldweg, während wir von vielen Mücken verfolgt wurden. Das Wetter war erst recht sonnig und warm, schlug aber pünktlich am Ende unserer Wanderung in einen kleinen Schauer um. Der Nationalpark an sich war sehr schön, wir beließen es dieses Mal aber trotzdem nur bei der kurzen Runde durch den Park.
Danach hielten wir noch an einem kleinen Rastplatz am Fluss Björnån um dort eine Wassermelone zu essen und ein paar Fotos mit Langzeitbelichtung vom Fluss zu machen. Da es inzwischen schon recht spät war fuhren wir noch ein Stück weiter und schlugen unser Lager für die Nacht an einem kleinen Waldstück auf.
Der nächste Tag brachte sehr viel Regen und wir machten primär etwas Strecke. Da das Wetter in Östersund auch nicht besser war, steuerten wir recht früh einen Platz für die Nacht an und machten zwischendurch nur einen kleinen Waldspaziergang. Wir bemerkten dabei sehr viele Mückenstiche vom Vortag.
Nationalmuseum Jamtli
Am nächsten Morgen ging es direkt zum Nationalmuseum Jamtli. Dies bestand aus einer Ausstellung, einem Museum im Keller und einem großen Freilichtmuseum, welcher aber eher eine Art Freilichtpark war. Der Eintritt war mit 25 Euro nicht ganz billig. Wir starteten mit den alten Häusern aus dem 14ten bis 19ten Jahrhundert. Wir schauten uns u.a. eine alte Bank, einen Rummel, ein Waschhaus, einen Fotografen und einen größeren Hof an. Die Häuser waren voll mit Gegenständen aus der jeweiligen Zeit. Schon am Waschhaus waren wir leicht irritiert, da in jedem Gebäude Schauspieler saßen und typischen Aufgaben aus der jeweiligen Epoche nachgingen und einem erklärten, was genau sie hier machten. Sie spielten vollständig ihre Rolle und antworteten auf unsere Fragen im Kontext der damaligen Zeit. Auch englisch war für die Schauspieler kein Problem. Constanze wurde dort direkt darauf angesprochen, dass Hosen tragen sich für Frauen ja nicht gehört. Beim Fotografen ging es weiter. Dort wurde uns von einer Schauspielerin auch erklärt, wie dort Fotos gemacht werden. Für ein paar Kronen hätten wir sogar ein Portrait von uns mit alter Kleidung und Accessoires in alt bekommen können. Als wir über den Hof spazierten, kam uns der Hofherr entgegen. Er sprach sogar ein paar Fetzen deutsch. Als ich ihm erzählte, dass dies unsere Hochzeitsreise war, war er ganz begeistert und nahm uns mit ins Haus, um mit uns einen Schnaps zu trinken. Dieser war zum Glück in Wahrheit nur Wasser. Constanze war sehr verwirrt von diesem Schauspiel. Ich fand es ganz lustig. Auch im alten Posthaus unterhielt ich mich etwas länger mit der Frau des Postboten und sie erzählte mir viel von den “aktuellen Ereignissen” der Region, wie der neuen Eisenbahn und der Holzwirtschaft, die in der Region gerade Fahrt aufnahm. Auch eine Zeitung mit “aktuellen” Ticketpreisen zeigte sie uns. Danach ging es zu den moderneren Häusern aus dem 20ten Jahrhundert. Da war einmal eine Tankstelle mit Autowerkstatt, ein Standardbauernhaus aus den 40ern und ein Wohnhaus aus den 70ern. In letzteren unterhielten wir uns sogar etwas auf Deutsch mit den Bewohnern, die dort gerade einen Geburtstag feierten.
Anschließend schauten wir uns noch schnell die Ausstellung und den Museumsteil im Keller an. Dort verbrachten wir allerdings nicht so viel Zeit, da die Beschilderung primär auf schwedisch war. Da wir inzwischen doch recht hungrig waren, gingen wir nochmal in die Innenstadt von Östersund und aßen dort im Ecocaféet sehr leckere vegane Gerichte. Dass Tee bei einer Bestellung inklusive war, ist uns sehr positiv aufgefallen. Auf dem Rückweg zu unserem Platz für die Nacht, hielten wir noch kurz an einer öffentlichen Trinkwasserstation, um unsere Vorräte aufzufüllen.
Vilhelmina
Am darauffolgenden Tag brachen wir in Richtung Vilhelmina auf. Auf dem Weg dorthin, machten wir noch ein kleines Fotoshooting an der Grenze zu Lappland, bevor wir schließlich den Campingplatz in Vilhelmina erreichten. Dort wurden wir direkt vor nächtliche Lärmbelästigung durch ein Festival in der Stadt gewarnt, was uns aber nicht abschreckte. Wir schauten uns anschließend im Örtchen um. Nach der Touristeninformation spazierten wir durch die Kirchenstadt im Ort. Diese bestand aus einigen Reihen mit schicken alten Holzhäusern. Von da aus schauten wir kurz in einen Loppis-Laden vorbei und gingen weiter zur Kirche. An der Kirche führte ein Weg weiter zum Samevistet, einer kleinen Ausstellung von typischen Samen Gebäuden.
Schon in den letzten Tagen sind uns immer mal wieder alte amerikanische Autos auf Hofplätzen aufgefallen. In der Stadt fuhren sehr viele dieser alten sehr gut gepflegten Oldtimer durch die Gegend. Wir konnten uns allerdings nicht erklären, woher diese Fahrzeuge kamen und warum sie hier so beliebt waren.
Als wir am Abend noch ein paar Langzeitbelichtungen am See des Campingplatzes machten, machten wir Bekanntschaft mit kleinen Fliegen, die uns bissen und die wir so noch nicht kannten. Von dem lauten Festival war allerdings nicht so viel zu hören, was wir eher enttäuschend fanden. Deshalb liefen wir noch zu einer kleinen Bühne in der Stadt und schauten uns kurz die schwedisch singenden Bands aus der Ferne an, bevor wir uns wieder auf dem Weg ins Bett machten.
Der Vildmarksvägen
Am nächsten Morgen startete dann unsere Reise über den Vildmarksvägen, unserem primären Reiseziel. Unser erster Halt war am Sagostig Rönnäs. Hier waren einige Märchenfiguren aufgebaut und es führte ein Weg durch den Wald, der einige schwedische Sagen erzählte. Leider waren die Infoschilder alle nur auf schwedisch.
Danach ging es zum Dimforsen. Dieser sehr breite Wasserfall wird nicht sehr gut von der Straße ausgeschildert und wir wären fast dran vorbeigefahren. Dafür konnten wir ihn ganz alleine bewundern. Das war bei unserem nächsten Stopp beim Trappstegsforsen Wasserfall leider nicht mehr möglich. Hier wimmelte es vor Menschen und Wohnmobilen. Unser nächster Halt beim Fiskonfallet war etwas gruselig, da schon auf dem sehr kleinen Parkplatz die Bremsen im Sekundentakt gegen die Autoscheiben flogen. Wir zogen uns möglichst stechsichere Klamotten an und flüchteten in den Wald. Es war ein Stück zum Wasserfall, dafür waren wir da fast allein und der Wasserfall war auch beeindruckend.
Als nächstes ging es nach Fatmomakke. Dort gab es eine Kirchensiedlung, bei denen die Samen für ein paar Tage im Jahr zu bestimmten Festen einzogen, um an Gottesdiensten teilzunehmen. Diese Kirchenstädte kommen aus einer Zeit, in der Kirchenbesuche Pflicht waren. Wir wanderten durch die Siedlung und bestaunten die vielen Häuser. Gerade die zylindrischen Samenhütten aus Holz wurden teilweise neu gebaut. Wir entdeckten auch einige recht verfallene Häuser. Dies war auch der nördlichste Punkt der Reise, da wir ab hier auf dem Vildmarksvägen langsam einen Bogen Richtung Süden fuhren.
Am Abend suchten wir uns in Klimpfjäll einen Stellplatz für die Nacht. Wir fanden einen an einem Hotel bei dem wir direkten Blick auf den großen See im Ort hatten.
Den nächsten Tag fuhren wir durch eine kahle Hochfläche, auf der keine Bäume mehr wuchsen. Es gab nur Moos und Steine. In der Ferne waren sogar noch schneebedeckte Berge zu erkennen und auch so gab es am Wegesrand immer mal wieder kleinen Schneereste. Wir hofften auf unserer Fahrt ein paar Rentiere zu sehen. Auf dem Stekenjokk Parkplatz, welcher komplett voll mit Wohnmobilen war, starteten wir eine 6km Wanderung auf den Stihke Berg. Dort hatten wir zwar eine atemberaubende Aussicht, aber Rentiere sahen wir weit und breit keine. Auch auf der weiteren Fahrt sahen wir keine Wildtiere. Dafür gab es auf dem Parkplatz ein paar Whippets zu bestaunen.
Unser nächster Stopp war an dem Wasserfall namens Gaustafallet, dieser war wieder ziemlich spektakulär, aber es wimmelte dort nur so vor Bremsen und Mücken.
Wir fuhren weiter und hielten auf einem Parkplatz kurz vor dem Bjurälven Naturschutzgebiet. Es war viel zu heiß zum Wandern, weshalb wir eine lange Mittagspause einlegten. Wir starteten erst am Abend unsere Wanderung ins Bjurälven Naturschutzgebiet. Wir wurden direkt am Anfang von einem riesigen Bremsen Schwarm überfallen, als wir an einer Kuhherde vorbeiliefen. Einige Bremsen und viele Mücken blieben für die ganze Wanderung unsere Begleiter. Da half selbst Autan nicht. Es ging über einen Bretterweg durch den Wald und einige moorige Wiesen, bevor wir an einer Schutzhütte kurz Schutz von den Mücken bekamen. Danach ging es viele Treppen an einen Wasserfall hinunter und danach einen Fluss entlang. Dort begann auch die Karstlandschaft, die sich durch komische trichterförmige Löcher auszeichnete. Die Löcher entstanden wohl, weil im Kalkstein ein unterirdischer Fluss entlanglief, welcher stellenweise den Kalkstein durchbrach und so den Sand der oberen Schichten abtrug. Danach folgten wir dem Flussbett, welches stellenweise trocken war, bis zum sogenannten Kolosseum, welches ein großes grünes Tal darstellte. Dort gab es wieder sehr viele Mücken und ein weiteres trockenes Flussbett. Diesem folgten wir, bis wir zu einem Fluss kamen, der in ein Loch floss und zu einem unterirdischen Fluss wurde und so vor unseren Augen verschwand. Danach machten wir uns wieder auf den Rückweg. Insgesamt wanderten wir auf dieser Tour 12km.
Nachdem wir von unserer langen Wanderung verschwitzt wieder am Auto ankamen, fuhren wir kurz zu einem größeren Fluss, um ums dort kurz gegen 11 Uhr abends zu waschen. Leider waren wir auch dort nicht von Mücken verschont und am Ende des Tages waren wir beide sehr von Mücken zerstochen.
Tatsächlich war lange Aufbleiben kein Problem, weil die Sonne zwar gegen Mitternacht unterging, allerdings die Dämmerung bis zum Sonnenaufgang nie wirklich endete und man praktisch 24 Stunden am Tag genug Licht zum Wandern hatte.
Am Tag danach legten wir erst einen kleinen Stopp beim Brakkåfallet ein. Dieser süße Wasserfall war ein paar hundert Meter von der Straße entfernt. Er war so gut zugänglich, dass man ohne Probleme unter dem Wasserfall hätte duschen können.
Danach fuhren wir zur Viken Kapelle, eine kleine rote Kapelle am Wasser. Dort trafen wir einen Hammondorgel Liebhaber, der gerade vor der Kapelle wartete, weil in der Kapelle gerade Merit Hemmingson, eine lokale Berühmtheit (mit dem Enkel vom Schauspieler von Pippi Langstrumpfs Vater) auf diesem seltsamen Instrument ein Musikvideo aufnahm. Er erzählte uns außerdem die Geschichte, wie er in Deutschland bei einem Unternehmen sich die uralten Maschinen zum Herstellen von Stoffbändern für alte Zahnarztbohrer und Hammondorgeln kaufte. Er selbst wollte damit jetzt diese Bänder herstellen, da die deutsche Firma aufgehört hatte, dieses Nischenprodukt zu produzieren. Auch die Hammondorgeln werden nicht mehr produziert, weshalb er sie jetzt restaurierte. Dazu erzählte er uns auch noch die Entstehungsgeschichte der Kirche. Dafür wurde wohl ein Baumstamm in den See geworfen und an der Stelle, wo dieser Baumstamm an Land getrieben wurde, haben 14 Männer 10 Jahre lang diese Kirche aufgebaut. Auch dort wimmelte es vor Bremsen und er erzählte uns, dass die Einheimischen noch nie so viele Bremsen wie dieses Jahr erlebt hatten.
Nachdem wir unsere lange Unterhaltung an der Viken Kapelle beendet hatten, machten wir uns auf den Weg zum Hällingsåfallet. Auf dem Weg dorthin kamen wir an eine Baustelle, an der ein Baustellen Lotse im Bauabschnitt hin und her pendelte und so jeweils die Autofahrer an der Ampel abholte, um sie durch die Baustelle zu lotsen. Der Wasserfall selbst war wieder mit Touristen überlaufen. Der Wasserfall selbst war auf jeden Fall der höchste Wasserfall, den wir bisher auf der Reise gesehen hatten.
Strömsund Loppis, Rentiere, Nyvallen Naturschutzgebiet
Danach hatten wir eine längere Fahrt nach Strömsund, dem Ende unserer Vildmarksvägen Rundtour. Ich übernahm auch kurz das Steuer und zwischendurch hielten wir, um ein paar schön aufgereihte Birken am Straßenrand zu fotografieren, bevor wir auf den Campingplatz in Strömsund ankamen und den Abend dort ausklingen ließen.
Am nächsten Morgen schauten wir am Dollar-Store direkt neben dem Campingplatz vorbei. Da auf dem Campingplatz ein größerer Loppis ausgeschildert war, beschlossen wir diesen aufzusuchen. Also folgten wir den Schildern zum Loppis. Dieser Loppis lag ziemlich weit außerhalb und zwischendurch nutzten andere, wirklich sehr kleine Loppis, die Schilder um auf sich aufmerksam zu machen. Der ausgeschilderte Loppis am Ende des Weges war schon recht groß, aber am Ende haben wir uns nichts gekauft. Ansonsten fuhren wir wieder nach Östersund um dort nochmal im veganen Restaurant zu essen. Wir stellten uns in Östersund auch wieder auf dem Parkplatz und verbrachten den Abend entspannt im Camper, da der Regen draußen nicht viele andere Aktivitäten zuließ.
Am Donnerstagmorgen hatte ich mit Halsschmerzen zu kämpfen, weshalb wir ein Arztzentrum in Östersund aufsuchten. Es war gar nicht so einfach das Ärztezentrum zu finden und nachdem ich da war und meine Symptome geschildert hatte, wurde mir ohne weitere Diagnose gesagt, dass ich das ganze weiter beobachten solle und mich sonst nochmal melden solle, wenn ich Fieber oder mehr Schmerzen habe. Immerhin konnte Constanze noch ein paar weitere von den bunten Seeungeheuern in Östersund fotografieren.
Anschließend fuhren wir zum Teknik Museum / Jämtlands Flyg- och Lottamuseum. Dort gab es alte Busse, Militärtechnik und jede Menge Flugzeuge zu sehen.
Es ging danach weiter Richtung Flatruetvägen. Auf dem Weg hielten wir einmal kurz bei einer alten großen roten Holzkirche namens “Ovikens gamla kyrka”. Da wir unser eigentliches Ziel an diesem Tag nicht mehr schafften, fuhren wir einen Campingplatz an. Dieser war etwas abseits der gut asphaltierten Straßen und deshalb fuhren wir einen recht abenteuerlichen Sandweg entlang. Hier lief tatsächlich mitten im Wald ein vereinzeltes Rentier über den Weg. Wir konnten es leider nur kurz und aus einiger Entfernung sehen, aber ein paar Beweisfotos hatten wir trotzdem hinbekommen.
Wir erreichten schließlich den Galå Fjällgård Campingplatz. Dieser war sehr klein und sauber und insgesamt auch sehr schön, aber er hatte sehr viele Regeln und sehr schlechtes Internet. Wir aßen abends in Feuerhütte mit der Besitzerin eine Gnocchi Pfanne.
Als wir vom Campingplatz herunterfuhren, ging es wieder über einen Sandweg und schließlich auf eine Asphaltstraße. Es dauerte nicht lang, da war die Straße von einer Herde Rentiere blockiert. Hier konnten wir die Tiere aus nächster Nähe aus dem Auto heraus betrachten.
Nach einer längeren Strecke erreichten wir schließlich den Flatruetvägen. Die Straße ist mit 975 m Schwedens höchstgelegene Passstraße, die zum größten Teil auch aus Schotter bestand. Das merkte man direkt auch an dem kalten Wind, der auf dem Plateau blies. Auf den Bergen in der Umgebung lag sogar noch Schnee. Auf einem großen Parkplatz in der Mitte konnten wir auf dem Plateau auch noch eine Rentierherde erspähen.
Wir fuhren zum Nyvallen Naturschutzgebiet. Auf dem Weg trafen wir weitere Rentiere und ein paar freilaufende Kühe auf der Straße. Im Naturschutzgebiet angekommen, starteten wir eine kleine alpine Wanderung mit 200 Höhenmetern, nachdem wir uns erst mit einer Dose Linsensuppe gestärkt hatten. Die Wanderung war zwar recht kurz, aber sehr anstrengend. Auf unserer Wanderroute liefen wir auch noch an einem größeren Rest Schnee vorbei. Dazu waren wir wohl ohne es gleich zu bemerken auf einem abgesperrten Wanderpfad unterwegs gewesen. Allerdings war die Aussicht auf dem Berg wirklich sehr schön und man konnte auch sehr gut die Höhengrenze erkennen, an der die Bäume zu Sträuchern und die Sträucher zu sehr flachen Bodenbewuchs wurden.
Anschließend fuhren wir auf dem Campingplatz Sonfjällscampen in Hedeviken. Dieser Campingplatz war recht gut gelegen und gut gepflegt. Es gab sogar vorbildliches Internet. In der Nacht ging es Constanze nicht gut und wir beide schliefen sehr wenig. Deshalb verlängerte ich unseren Aufenthalt auf dem Campingplatz. Wir machten nur einen kleinen Spaziergang an dem Tag und wir erholten uns ansonsten im Camper.
Die Rückreise
Am Sonntag gab es morgens Brötchen und wir starteten spät vom Campingplatz. Ab hier begann quasi unsere Rückreise. Constanze war gesundheitlich auch noch ein wenig angeschlagen. Wir fuhren zurück bis zum Campingplatz “Camping 45” in der Nähe des Hovfjället Naturschutzgebietes. Ich machte da noch einen kleinen Spaziergang durch den Wald neben den Campingplatz. Ansonsten verbrachten wir den restlichen Tag mit Serien, Büchern und meinem Steam Deck, da es recht nass war.
Am Montag setzen wir die Heimreise fort. Wir machten ein paar Pausen auf kleinen Parkplätzen, da Constanzes Hintern wehtat, da der Fahrersitz sehr durchgesessen ist und ich nicht so scharf aufs Autofahren war. Wir hielten auch in Håverud, in der Hoffnung, dass der Loppis Laden, den Constanze dort das letzte Mal gesehen hatte, offen hat. Doch leider war er geschlossen. Deshalb machten wir nur einen kurzen Abstecher durch das Touristencenter, welches auch eine kleine Kunstausstellung enthielt. Auf der weiteren Fahrt fuhren wir auf einmal auf sehr kleinen Nebenwegen und sahen einige Rehe.
Wir nahmen einen kleinen Umweg in Kauf, um eine süße Mini-Kirche zu sehen, die auf einem kleinen bewaldeten Hügel stand. Dort passten nur 2 Personen und ein Pastor hinein.
Für die Nacht suchten wir uns einen Parkplatz unweit von Göteborg. Da um dem Parkplatz nahe der Dammekärr Motionsanläggning, an dem wir die Nacht verbracht hatten, ein Naturschutzgebiet lag, war das eine super Gelegenheit, um noch einen Spaziergang am Morgen durch den Wald zu unternehmen.
Anschließend ging es zum Parkplatz im Ängelholm um von dort aus am nächsten Tag die Heimreise mit der Fähre anzutreten. Dort standen wir ja bereits in unserer ersten Nacht in Schweden. Wir machten dort noch einen Spaziergang durch den Wald, bevor Constanze sich im Camper erholte. Ich machte dann noch allein einen Spaziergang durch den Wald und entdeckte, dass der Strand in Ängelholm nicht weit war. Deshalb machte ich einen Abstecher dorthin, genoss ein paar Minuten den Sonnenuntergang und erforschte die Reste einer kleinen militärischen Befestigung, die am Strand stand, bevor ich mich wieder auf dem Rückweg machte.
Am Morgen startete unsere letzte Etappe auf der Heimreise. Die erste Fähre war schnell erreicht. Dafür hatten wir aber einige Wartezeit an der zweiten Fähre und ein bissen baustellenbedingten Stau auf der Fehmarnsundbrücke, bevor wir zu Hause eintrafen.