Statusupdate Aberystwyth #5
Gepostet am 30. Januar 2016 • 5 Minuten • 872 Wörter
Wieder einmal spät dran mit dem Bloggen in diesem Monat. Aber besser spät als nie.
Prüfungsphase
Das neue Jahr in Aberystwyth startete direkt mit der Prüfungsphase des ersten Semesters. Ich hatte vier Klausuren zu schreiben. Ich war dieses Mal in vielerlei Hinsicht nervös. Die Prüfungen sind mit ihren Fragen anders aufgebaut als an der FH Lübeck. Es gibt einige „Oberfragen“ von denen man sich, oft sogar, welche aussuchen muss. Diese „Oberfragen“ haben dann viele „Teilfragen“, aus denen sie sich zusammensetzen. Dazu waren die Prüfungen natürlich auch auf englisch und der Gedanke lange schriftliche, englischsprachige Antworten in der Prüfung zu geben, machte mich zusätzlich nervös. Bis jetzt hatte ich nur Englischprüfungen, um mein Englisch zu verbessern. Eine Informatikprüfung in der englisch einfach zur Beantwortung von Fachfragen gebraucht wird, war eine Premiere für mich.
Die Prüfungen fanden in großen Hallen statt, in denen 300 Stundenten aus verschiedenen Studiengängen zusammen saßen. Die Studiengänge saßen abwechselnd in Reihen. Nachdem man sich einen Platz gesucht hatte, füllte man einen Bogen mit den persönlichen Informationen aus und klebte den Namen ab. Das wurde vermutlich gemacht, um Fairness bei der Bewertung zu garantieren. Die Regeln wurden laut in walisischer und englischer Sprache vor Prüfungsbeginn verlesen.
Während der Prüfungsphase war es in der WG seltsam ruhig. Jeder war mit seinen Klausuren beschäftigt. Der Teil meiner „Flatmily“ der keine Klausuren hatte, war zudem auf Reisen.
Borth
Nach den Prüfungen hatte ich etwas Zeit und unternahm mit 2 Freunden einen Ausflug nach Borth. Von Aberystwyth geht ein Trampelpfad an der Küste entlang, der nach Borth führt. Der ganze Trip dauerte etwa drei Stunden. Das Wetter an dem Tag war sogar wirklich sonnig und gar nicht so kalt, allerdings war es ziemlich windig, was es doch ziemlich kalt werden, ließ. Dazu kam, dass es die letzten Tage geregnet hatte, weshalb der Weg matschig war. Auch das Bergauf- und Bergablaufen zerrte an meinen Kräften. Trotzdem war es ein schöner Weg durch die Natur. Da wir direkt an der Klippe entlang liefen, hatte ich an einigen Stellen schon ein wenig Angst, dass man, wenn man blöd fällt, ziemlich tief abstürzen kann. Dafür war der Ausblick umso schöner und ich fühlte mich an den Irlandurlaub vor einigen Jahren erinnert. Es gab viel Natur zu sehen. Ich habe natürlich die Gelegenheit genutzt und viele Fotos von diesem Ausflug gemacht. Im Windschatten eines Hügels hatten wir zwischendurch ein schönes Plätzchen gefunden, um uns etwas auszuruhen, bevor wir dann in Borth ankamen. In Borth haben wir dann noch einmal gemeinsam gegessen. Da meine Beine in Borth überhaupt nicht mehr wollten, habe ich mich dann von meinen beiden Begleitern getrennt und mich auf dem Weg zum Bahnhof gemacht. Die anderen Beiden sind danach den Weg nach Aberystwyth zurückgelaufen. Ich habe mir noch ein wenig den Strand angesehen bevor ich schließlich mit dem Zug zurück nach Aberystwyth gefahren bin.
Pen Dinas
Ein paar Tage später beschloss ich einen Turm, welcher auf dem Hügel seitlich der Stadt stand, genauer zu untersuchen. Es handelte sich dabei um Pen Dinas. Der Turm an sich ist ein Denkmal für irgendwas und er ist umgeben von einem Naturschutzgebiet. Der Weg führt wieder durch viel Natur. Da dieser aber sehr matschig war und dazu noch relativ lang, da man den halben Berg dabei seitlich ablief, beschloss ich, einen direkteren Weg zurückzunehmen. Ich schlich mich also über die anliegenden Felder. Ich musste dafür über Zäune klettern und mich durch dorniges Gebüsch schlagen. Trotzdem war es das auf jeden Fall wert, auch wenn ich mit meinem Rückweg deutlich länger brauchte als mit dem Hinweg. Dafür hatte ich einen wunderbaren Blickwinkel auf die Stadt und auch die Felder waren es wert, erkundet zu werden.
Neue Mitbewohnerin
In unserer Flatmily haben wir nun ein neues Mitglied. Nachdem Mitte letzten Semesters ein Mitbewohner sich gar nicht mit einem anderen Mitbewohner vertragen konnte, zog dieser kurzerhand aus. Dieses leere Zimmer wurde am Anfang des neuen Semesters gefüllt mit Idil, einer Türkin aus Ankara. Sie wohnt jetzt im Zimmer neben mir und bis jetzt verstehe ich mich super mit ihr.
Zu Hause in Aberystwyth
Nachdem ich meine Weihnachtsferien in Deutschland verbracht habe, habe ich bei der Ankunft in Aberystwyth festgestellt, dass sich meine WG hier wie ein zu Hause anfühlt. Ich fühle mich hier richtig wohl und inzwischen ist mir die ganze Umgebung vertraut.
Als sich dann nach der Prüfungszeit ein Teil der Studenten und unter anderem auch ein Freund wieder auf dem Weg in die Heimat machten, wurde mir klar, dass ich bereits die Hälfte meines Auslandsaufenthaltes hinter mich gebracht habe. Ich finde auch dieses Leben in einer international gemischten WG wirklich aufregend. Meine Flatmily hier in Aberystwyth ist mir schon ein wenig ans Herz gewachsen und ich genieße es wirklich, in einem englischsprachigen Land leben zu dürfen. Deshalb machte mir der Gedanke, dass dieser Traum in einigen Monaten schon wieder vorbei ist, etwas Angst.
Das hat mich auch dazu veranlasst, über meine Gründe in Deutschland zu bleiben mal etwas mehr nachzudenken. Ich vermisse nicht viel aus Deutschland. Wenn ich meine Familie 1 – 2 mal im Jahr besuche, reicht mir das und ich muss gestehen, dass ich auch nicht viele Freunde habe an denen ich besonders hänge. Der eine Grund, der stark genug ist mich in Deutschland zu halten, ist meine Freundin.