Unsere Stoffwindelreise
Gepostet am 13. Oktober 2025 • 9 Minuten • 2144 Wörter
Dieser Blogeintrag ist ein Gastbeitrag Constanze. Ich berichte hier über unsere Stoffwindelerfahrungen.
Der Plan
Schon vor und während der Schwangerschaft meines erstes Kindes habe ich mich viel über Stoffwindeln informiert. Da wir vegan leben, immer mehr auf nachhaltige Produkte umsteigen, ich teilweise Zero/Low Waste Kosmetikprodukte verwende und seit Jahren nachhaltige und wiederverwendbare Monatshygiene nutze, war für mich schon sehr lange klar, dass auch mein Kind keine „luftundurchlässige Plastikwindel“ bekommen sollte. Wenn ich umsteige von Einwegmaterialien, warum sollte ich das meinem Kind „antun“?
Also habe ich mich viel informiert. Die meisten Videos, Blogs und Erfahrungsberichte befürworteten das Überhosen mit Einlagen System (All-In-Two). Dabei nachts Höschenwindeln mit Überhose ggf. als Schlupfüberhose und tagsüber verschiedene Einlagen gefaltet oder ums Kind gewickelt und dann mit Überhose. All-In-Ones (AIOs) wären sehr teuer und maximal für die Kita/Tagesmutter/Großeltern praktisch, da diese sich nicht sehr von Wegwerfwindeln (WWWs) unterscheiden. Die Einlagen können heißer und die Überhosen erst nach mehrmaliger Nutzung gewaschen werden. So reduziert sich die Wäschemenge. Für Neugeborene empfiehlt sich die Newborn Größe und später dann die Einheitsgröße, die mitwächst.
Also deckte ich mich ein. In Klammern meine gewählte Marke:
- Überhosen für die Einlagen (Doodush)
- Prefolds (avo+cado)
- Saugeinlagen Bambus (avo+cado)
- Fleece Liner (statt Wegwerfwindelvlies) (avo+cado)
- Mullwindeln (avo+cado und xkko)
- Höschenwindeln (Petit Lulu)
- Überhosen für die Höschenwindeln (Petit Lulu)
- Wetbags (avo+cado und Doodush)
- Wickelunterlagen (avo+cado und Petit Lulu)
- Waschlappen (Flanell + Frottee) (avo+cado)
- Snappies
- Bodyverlängerungen (avo+cado)
Ich habe alles mehrere Male eingewaschen, damit alles für unser Baby bereit war.
Die anfängliche Realität
Nun hatten wir zwar einen tollen Plan, leider hielt sich unsere Tochter nicht daran. Schon die Geburt war ein gutes Stück vor dem Stichtag. Natürlich war sie entsprechend klein und hatte auch Startschwierigkeiten beim Trinken an der Brust. Sie bekam im Krankenhaus Frühchenwindeln (<3kg). Zuhause gingen die Probleme weiter. Unsere Tochter trank aufgrund hoher Gelbwerte nur schlecht und auch nur mit Hütchen an der Brust und nahm ab. Um die Situation und primär die Gewichtsabnahme unter Kontrolle zu bekommen, stiegen wir auf das sehr aufwändige Milchabpumpen um und fütterten rund um die Uhr im Drei-Stunden-Takt die abgepumpte Milch mit Fläschen. Der schöne Vorsatz direkt mit Stoff zu Wickeln ging vor lauter Sorgen komplett unter.
Nach ein paar Tagen waren wir eingewöhnt, das Abpumpen war Routine und wir versuchten es mit den Stoffwindeln. Und prompt liefen sie aus. Sie saßen zu locker (vielleicht hatte ich auch den Dreh noch nicht richtig raus) und nur die Höschenwindeln funktionierten. Leider waren die im Internet empfohlene Menge von 6 Höschenwindeln viel zu wenig, da wir diese ja nicht nur für die Nacht nutzten. Da unsere Tochter bevorzugt pieschte, sobald die Windel ab war, mussten wir entsprechend oft das Handtuch auf dem Wickeltisch wechseln und hatten somit trotzdem genug Wäsche für eine Windelwäsche. Unsere Hebamme und unser Kinderarzt beruhigten uns, dass wir ja immer noch mit Stoffwindeln anfangen könnten, wenn sich unser Leben ein bisschen eingespielt hätte. So gingen ein paar Wochen ins Land und wir wickelten mit WWWs in Größe 0 und 1 (vielleicht auch bisschen Größe 2).
Umdenken und Aufbau unseres Stoffwindelbestandes
Ich hatte irgendwie Interesse doch mal AIOs auszuprobieren und bestellte bei Kleinanzeigen ein Set (6/7 Windeln) von verschiebenden Marken. Alle schon benutzt, was man ihnen leider auch anmerkte, da diese teilweise sehr schnell ausliefen. Das Handling gefiel mir aber sehr gut. Jede hatte so ihre Vor- und Nachteile. Die unterschiedlichen Materialien, über die ich ja auch schon viel bei meiner Recherche gelesen hatte, machten sich bemerkbar. Ich recherchierte also ein bisschen und schaute mir eine der getesteten Marken genauer an: Bambino Mio (Classic).
Entgegen der allgemeinen Behauptung waren diese AIOs im Angebot („Auslaufmodelle“) gar nicht teuer (10,49 Euro das Stück). Also versuchte ich mein Glück und bestellte einige Windeln. Ich testete auch 2 Windeln der revolutionären Reihe und war zuhause sehr glücklich. Im Wesentlichen klappte alles. Um einen entspannteren Waschintervall zu haben (alle 3 statt alle 2 Tage) habe ich noch weitere Windeln nachgekauft (diesmal im Set für 13,33 Euro pro Windel) und auch noch ein paar Revolutionäre, da diese auch toll sind, wenn sie erstmal eingewaschen sind. Sogar die Revolutionären habe ich im Set für 15,40 Euro pro Stück bekommen, was ich für eine AIO toll finde.
Als eine Freundin auch Stoffwindeln probieren wollte, empfahl ich ihr diese und sie war auch vom Gedanken begeistert. In der Praxis war es ihr mit dem Waschen nach einer Handvoll Versuchen zu stressig und sie traute der Dichtheit unterwegs nicht. Laut ihr passten die Windeln ihrem Kind auch nicht. Vielleicht waren die Windeln bei dem Kind meiner Freundin deswegen auch nicht so dicht, weil die Bündchen am Bein zu locker saßen. Sie empfand die Windeln auf der größten Einstellung bei einem ca. 6 Monate altem Kind zu klein, obwohl die Windeln eigentlich bis zum Trockenwerden mitwachsen. Bei unserer Tochter sind wir aktuell in der mittleren Stufe bei den Klassischen und dem vorletzten Knopf bei den Revolutionären. Sie ist jetzt 18 Monate alt und wiegt ca. 10 Kilo. Klar - jedem Kind passt eine andere Passform am besten, weshalb das Ausprobieren verschiedener Marken immer toll ist. Meine Freundin war jedenfalls nicht zufrieden und ich kaufte ihr diese auch noch ab. Nun haben wir auch wenn unsere Tochter viel piescht genug Windeln, um nicht immer von der Leine direkt wickeln zu müssen.
Bei einer Bestellung bei Bambino Mio wurde mir bei den „Frechen Früchten“ zwei Windeln mit Faultieren geschickt. Der Support hat auf meine Rückmeldung sehr gut reagiert und mir kostenfrei einfach noch die beiden korrekten Muster zugeschickt. Da war ich doch positiv überrascht.
Wie viele Windeln und Zubehör haben wir nun aktuell also?
- 7 AIOs verschiedener Marken als Backup an Waschtagen (mittlerweile nur selten genutzt)
- 7 Revolutionäre AIOs von Bamino Mio
- 26 Classic AIOs von Bambino Mio
- 2 große Wetbags für die Windeln im Wechsel beim Waschen
- 3 kleine Wetbags für die Waschlappen und unterwegs
- 2 Wickelunterlagen für unterwegs
- ca. 45 Waschlappen (weniger würden aber auch reichen)
- Prefolds zum Unterlegen zuhause beim Wickeln
- Mulltücher zum Abtrocknen
- 2 Sets mit Bodyverländerungen

Handling, Vorteile, Nachteile der AIOs von Bambino Mio
Bezüglich des Materials gibt es ja verschiedene Meinungen. Anfangs war ich vom Gedanken Mikrofaser/Polyester zu nutzen auch nicht angetan und hätte lieber Baumwolle usw. verwendet. In der Praxis muss ich sagen, dass die Windeln sehr schnell trocknen und praktisch zusammenbaubar sind. Mir gefällt das Reinstecken der Saugeinlage besser, als die oben aufliegende Saugeinlage bei einigen anderen Modellen. Die Windeln sind günstig und die Oberfläche am Babypo ist auch trockener als bei den anderen Modellen. So kommt das der WWW schon recht nahe. Wir nutzen tatsächlich kein Windelvlies. Ich schüttel die Windeln immer in die Toilette aus und werfe sie dann in den Wetbag. Verfärbungen haben wir trotzdem bisher so gut wie keine. Wichtig beim Klett ist, dass man ihn gegen den Gegenklett klettet. Anschließend öffne ich die Druckknöpfe.
Bei den Classic Windeln fallen die Einlagen beim Waschen einfach raus (außer in seltenen Fällen, wenn die Maschine zu voll ist). Bei den Revolutionären greife ich immer einmal rein und hole sie raus. Das ist auch der größte Nachteil für mich, da noch drin „rumzugrabbeln“. Die revolutionären Windeln sind etwas teurer, haben aber auch zusätzlich zum Polyester Bambus als Saugkern und passen sogar noch früher und nicht erst mit ca. 5 kg, was für ein zweites Kind bei uns interessant wird. Dafür trockenen sie bisschen länger. Die Saugkraft ist gefühlt ein bisschen besser und auch in Seitenlage beim Mittagsschlaf laufen diese seltener aus.
Beim Waschen achte ich darauf, dass ich einmal die Windeln in der Waschmaschine spüle und anschließend bei 40 Grad, 1000 Umdrehungen, extra Spülen, mit Vollwaschmittel und Antikalk Pulver wasche.
Manche Lebensmittel riechen im Urin stark (u.a. Blumenkohl). Da ich den Geruch recht störend empfinde, habe ich versucht die Windeln zu Strippen (einweichen mit Essig oder extra Reiniger). Leider hat das kaum geholfen, sodass häufiges Windel wechseln bisher das Einzige ist was bei uns hilft. Wir sind hier aber noch am experimentieren. Ich konnte mir anfangs kaum vorstellen, dass Windeln bei 40 Grad waschen funktionieren kann, aber bisher klappt das gut.
Für mich ist das Wickeln mit Stoffwindeln und das Waschen kein Mehraufwand im Alltag, da es bei uns echt schwierig ist die Pampers in der richtigen Größe zu finden, weil die ständig ausverkauft sind. Dann muss man wieder durch die halbe Stadt laufen, ständig nachkaufen, viel Geld ausgeben, viel Müll entsorgen und kann die nur einmal verwenden und nicht noch mal fürs nächste Kind. Vor allem ist es aber für mich auch das Gefühl, dass ich mit Stoff wickel und nicht diesen unangenehmen Geruch der WWWs habe (das stört mich doch sehr). Seit einigen Monaten machen meine Tochter und ich auch zusammen die Wäsche. Sie räumt sie mit aus und hilft mir beim Aufhängen (reicht mir Windeln und Waschlappen und „hängt“ selbst welche auf). Das Zusammenlegen mache ich schon immer tagsüber gemeinsam mit meiner Tochter auf dem Fußboden. Das bringt ihr auch Spaß. Da wir ansonsten sparsam mit Wäsche sind, waschen wir sonst nur alle 1-2 Wochen. Alle 3 Tage die Windeln zu waschen, fällt da nicht auf. Die Waschmaschine macht ja die Arbeit. Einen größeren Waschintervall durch noch mehr Windeln kann ich aber nicht empfehlen, da die Windeln sonst im Wetbag anfangen noch stärker zu riechen. Wenn ich einen Teil der Second Hand Windeln nutze, dann stören mich die Druckköpfe immer wieder, da ich die Windel nicht so passgenau am Körper zumachen kann und auch das Wickeln mit einem sehr zappeligen und wehrhaften Kind mit Druckknöpfen viel länger dauert. Diesbezüglich würde ich mich also immer wieder für Klett entscheiden, auch wenn meine Tochter mittlerweile alleine den Klettverschluss öffnen kann. Die Muster sind natürlich unglaublich süß, wo die Pampers im Vergleich traurig aussehen.
Was ich allerdings sagen muss: Ja, manchmal liefen (und laufen auch heute noch) die Windeln an den Beinbündchen aus (Urin), wenn der Body in die Naht rutscht, die Bündchen nicht ausreichend in die Beinfalte geschoben sind oder ich einfach zu spät wickel und meine Tochter dann auf der Seite schäft oder zusätzlichen Druck durch das Tragen in der Trage hat. Da kann man dann die Saugfähigkeit natürlich durch zusätzliche Einlagen auch noch erhöhen, was ich bisher aber nicht gemacht habe. Stuhlgang ist uns hingegen nie ausgelaufen. Bei den WWWs hatten wir da doch mehrere Male den ganzen Rücken voll. Besonders wenn hinten kein „Gummi“ drin war.
Weitere Vorteile, wie dass das Kind früher trocken wird, kann ich noch nicht bestätigen. Ich denke, dass das Kindabhängig ist.
Besonders am Anfang habe ich von anderen das Argument gehört, dass es ja ekelig wäre, wenn ich die Windeln in der Waschmaschine wasche. Das entkräfte ich aber immer damit, dass ich ja die Kleidung meines Kindes, wenn was daneben geht (egal in welchem Alter), ja auch nicht direkt entsorge, sondern auch wasche.
Tagsüber wickeln wir also immer mit Stoffwindeln. Ich habe auch unterwegs Stoffwindeln und entsprechendes Zubehör wie Wickelunterlage und Wetbag mit. Eine Notfall-WWW habe ich auch dabei. Wochenendausflüge machen wir auch mit Stoffwindeln. Lediglich in langen Urlauben nutzen wir WWWs und es fühlt sich für uns immer ein bisschen falsch an. Plötzlich braucht das Kind schmalere Hosen bzw. die Pumphosen, die wir fast ausschließlich nutzen, sind zu groß. Nachts nutzen wir tatsächlich noch WWWs. Und zwar die original Pampers Premium Protection, da alles andere bei uns nicht die Nacht übersteht und für nächtliches Wickeln nach dem mein Kind nicht wieder schlafen kann/will, ist mir mein Schlaf einfach zu kostbar, sodass ich dann lieber die teueren Pampers nutze und wir diese zwischendrin nicht wechseln. Wir haben zwar auch noch Höschenwindeln One Size liegen, die wir erst wenige Male genutzt haben, aber wenn meine Tochter in einer feuchten Windel die ganze Nacht liegt (da zwischendrin Wickeln bei uns nicht so klappt), fühle ich mich irgendwie auch nicht wohl dabei. Aber ich habe noch nicht die Idee verworfen es irgendwann doch mal zu testen, da eine in der Krabbelgruppe nachts sehr zufrieden mit Höschenwindeln ist.
Und was ist nun mit all den anfangs angeschafften Windelutensilien?
Von den anfangs angeschafften Sachen liegt nicht alles ungenutzt rum. Die Mulltücher nutze ich als Handtuch beim Wickeln. Die Prefolds lege ich bei einer vollgekackten Windel immer unter, wenn ich meine Tochter sauber mache. So muss ich hinterher nur die Prefold waschen und nicht den ganzen Bezug der Wickelauflage. Die dünnen Waschlappen liebe ich auch und nur unterwegs greifen wir auf Feuchttücher zurück. Die Wickelunterlagen nutze ich auch, wenn ich Außerhaus wickel. Die Wetbags sind immer abwechselnd im Einsatz, obwohl ich die von Bambino Mio lieber mag, da sie sehr dicht halten und ohne Reißverschluss funktionieren. Und die Bodyverlängerungen sind bei uns ja sowieso im Einsatz, da es ohne bei Stoffwindeln meiner Meinung nach kaum geht, da die Bodys ansonsten zu kurz sind und in die Beinfalte rutschen oder man viel zu große Bodys braucht.
Fazit
Wir würden immer wieder mit Stoff wickeln und ich kann es nur empfehlen, auch wenn es wie bei uns ein Hybrid System ist. Idealerweise probiert man sich ein bisschen durch. Das hätte ich besser auch gemacht, dann hätte ich jetzt nicht einige Windeln und Einlagen liegen, die ich nicht nutze. Beim zweiten Kind werde ich aber einen weiteren Versuch starten mit den Newborn Überhosen. Vielleicht macht es ja da klick. Unsere Reise ist auf jeden Fall noch nicht zu Ende.

Tags: Stoffwindeln Baby Constanze